Sophie Scholl

Geboren am 9. Mai 1921 in Forchtenberg/Württemberg, zum Tode verurteilt und ermordet am 22. Februar 1943 in München.

"Ich kann es nicht begreifen, daß nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen. Ich kann es nie begreifen und ich finde es entsetzlich. Sag nicht, es ist für´s Vaterland", schreibt Sophie Scholl am 5. September 1939, wenige Tage nach Kriegsbeginn, an ihren Freund Fritz Hartnagel. Als 16-Jährige hat sie ihn beim Tanzen kennen gelernt, jetzt ist er angehender Berufsoffizier. Bei aller Liebe zu Fritz hinterfragt sie wiederholt in ihren Briefen seine Rolle als Soldat. Sie sei "eben politisch erzogen", erklärt sie ihm ihre kritische Haltung.

Wie ihre älteren Geschwister Inge und Hans ist Sophie anfangs noch begeistert vom Gemeinschaftsideal, das die Nationalsozialisten propagieren. Im Januar 1934 tritt sie den Ulmer Jungmädeln bei und übernimmt bald Führungsaufgaben. Doch dann geraten ihre Geschwister und sie selbst wegen "bündischer Umtriebe" mit dem Gesetz in Konflikt. 1937 werden sie von der Gestapo kurzzeitig verhaftet, ein Jahr später verliert Sophie ihren Rang als Gruppenführerin. Zunehmend entdeckt sie Widersprüche zwischen der parteigesteuerten Fremdbestimmung und dem eigenen liberalen Denken.

Nach dem Abitur im März 1940 beginnt Sophie Scholl eine Ausbildung als Kindergärtnerin. Sie hofft, damit dem Reichsarbeitsdienst zu entgehen. Doch die Ausbildung wird nicht als Ersatz anerkannt. Sie muss zum Arbeitsdienst und darf erst im Mai 1942 zum Biologie- und Philosophiestudium nach München ziehen. Dort wird Sophie schnell in den Freundeskreis ihres Bruders Hans aufgenommen. Die Freude an Musik (Sophie tanzt gerne und spielt Klavier) und Kunst (sie ist eine talentierte Zeichnerin) verbindet sie miteinander.

Die jungen Leute besuchen die Vorlesungen des Philosophieprofessors Kurt Huber und diskutieren philosophische und religiöse Fragen, etwa inwiefern Christen als politisch denkende und handelnde Menschen gefordert sind. Die Gruppe, aber besonders Sophie wird von den Arbeiten des katholischen Publizisten Theodor Haecker beeinflusst, der unter den Nationalsozialisten nicht mehr veröffentlichen darf. Und schließlich eint die Freunde, dass sie Hitler und sein Regime ablehnen. Inwieweit Sophie im Sommer 1942 bereits an den Flugblatt-Aktionen ihres Bruders und seines Freundes Alexander Schmorell beteiligt ist, ist heute ungewiss.

Im Januar 1943 engagiert Sophie sich bei der Herstellung und Verbreitung des fünften Flugblatts; ihr Freund Fritz kämpft derweil in Stalingrad. Das sechste ist bereits gedruckt, als sie von einem Eltern-Besuch nach München zurückkehrt. Am 18. Februar legt sie gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Flugblätter in der Uni aus und wirft dabei einen Stoß Blätter von einer Brüstung in den Lichthof hinab. Beide werden entdeckt und verhaftet. In den Verhören kann Sophie den Gestapo-Beamten Robert Mohr zunächst von ihrer Unschuld überzeugen, doch dann ist die Beweislast erdrückend.

Sie gesteht ihre Mitarbeit und versucht, sich und Hans als Hauptakteure darzustellen. Vier Tage nach ihrer Festnahme findet die Verhandlung vor dem Volksgerichtshof statt. Sophie Scholl, ihr Bruder Hans und Christoph Probst werden zum Tode verurteilt und am selben Tag durch das Fallbeil hingerichtet. Sophie Scholl wird 21 Jahre alt.

Kirsten Schulz

Quelle: Sophie Scholl | bpb.de vom 25.04.2022

Weiterführende Links:

LeMO Sophie Scholl (dhm.de)

Sophie Scholl - Widerstandskämpferin und Weltveränderin - [GEOLINO]

Gedenkstätte Deutscher Widerstand - Biografie (gdw-berlin.de)

100. Geburtstag von Sophie Scholl - Kind der Widersprüche ihrer Zeit | deutschlandfunk.de

Sophie Scholl – Wikipedia

Videos:

Filme:

1982: Lena Stolze verkörperte die Figur der Sophie Scholl gleich in zwei Filmen: in der filmischen Gesamtdarstellung Die weiße Rose unter der Regie von Michael Verhoeven sowie in Fünf letzte Tage unter der Regie von Percy Adlon.

2005: Sophie Scholl – Die letzten Tage, Spielfilm mit Julia Jentsch, Deutschland, 116 Min., Buch: Fred Breinersdorfer, Regie: Marc Rothemund, 2006 nominiert für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film.

2013: Sophie Scholl – Die Seele des Widerstands. Szenische Dokumentation in der Reihe Frauen, die Geschichte machten, Deutschland, 51 Min., Hauptrolle: Liv Lisa Fries, Buch: Stefan Brauburger und Cristina Trebbi, Regie: Christian Twente und Michael Löseke, Erstausstrahlung 17. Dezember 2013 im ZDFProgramminformation und Film in der ZDF-Mediathek (verfügbar bis 16. Dezember 2023)

2021: Sophie Scholl – Das Gesicht des besseren Deutschlands. Dokumentarfilm von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach. Deutschland, ARD, 3sat. 40 Minuten.

 

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